brennende Teelichter auf dunklem Untergrund

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Dieser Post enthält Beschreibungen von Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen. Bitte sei achtsam, wenn dies für dich problematisch sein könnte.

Heute, am 27. Januar, gedenken wir den Opfern des Nationalsozialismus. Wir möchten insbesondere an jene Personen erinnern, welche aufgrund ihrer queeren Identität verfolgt, verhaftet und ermordet wurden. Die Forschung und Aufklärung über die queeren Opfer des Nationalsozialismus ist auch 78 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz sehr lückenhaft und noch zu wenigen Menschen bekannt.

Die queeren Opfer des Nationalsozialismus waren vor allem nicht-heterosexuelle Männer. Zwischen 1933 und 1945 wurden ca. 53.000 queere Männer nach §175 verurteilt. Der §175, der erst 1994 aus dem Strafgesetzbuch entfernt wurde, stellte Beziehungen und sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe.

Dieser Paragraph – in der Bundesrepublik noch bis 1969 in der Fassung der Nationalsozialisten von 1935 gültig – bildete die Grundlage für das NS-Regime, um etwa 15.000 Männer in Konzentrationslager zu verschleppen und mit einem rosa Dreieck, dem so genannten rosa Winkel, am Arm zu kennzeichnen. Ungeachtet ihrer Sexualität wurden diese Menschen somit als „Homosexuelle“ gekennzeichnet.

Leider ist bis heute noch wenig über das Leben anderer queerer Personen in dieser Zeit bekannt. Gründe dafür sind unter anderem, dass es nur wenige Quellen gibt und viele Begriffe zur damaligen Zeit noch nicht existierten. Personen wurden oft den falschen Identitäten zugeordnet oder offiziell aus anderen Gründen verfolgt, wie z.B. ihrer ethnischen Zugehörigkeit.

Queere Frauen zum Beispiel wurden offiziell meist nicht wegen ihrer Sexualität oder Identität verfolgt sondern aus anderen Gründen. Oft wurden lesbische Frauen in Konzentrationslagern als „Asoziale“ geführt. Intersexuelle Menschen wurde das Recht zu Heiraten aberkannt und sie wurden nicht selten zwangssterilisiert.

Die Lage von trans Personen sah ähnlich aus. Viele trans Personen wurden verfolgt wenn sie durch ihr Aussehen und ihre Kleidung auffielen. Auch sie wurden zwangssterilisiert und in Arbeits- oder Konzentrationslager verschleppt. Besonders schwer war es für jene, welche gleichzeitig in nicht- heterosexuellen Beziehungen lebten.

Der Deutsche Bundestag gedenkt in diesem Jahr erstmals in einer offiziellen Gedenkstunde allen Opfern, welche wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verfolgt wurden. Der besondere Fokus auf die queere Community ist ein großer Meilenstein, da dieser Gruppe vorher offiziell nicht gedacht wurde. Dennoch muss zur Verfolgung von queeren Menschen im Nationalsozialismus noch viel Aufklärungs- und Forschungsarbeit geleistet werden.